Ein Riss geht durch die Gesellschaft angesichts solcher Verrohung, wie sie in diesem Artikel des Kölner Stadt-Anzeigers beschrieben wird. Große Teile der Politik haben den Kontakt zur Bevölkerung schon längst verloren und laufen nur noch ihrer Ideologie und den gut bezahlten Pöstchen hinterher, während Polizei, Feuerwehr, medizinische Dienste und andere den Kopf hinhalten sollen. Aber was genau treibt den Hass und die Gewalt an? Verzweiflung und Perspektivlosigkeit mögen sicher vermeintliche Gründe für manche Menschen sein. Aber die latente, unterschwellige Aggressivität, die sich zwangsläufig in Form von Gewalttaten entlädt, wird anders gespeist: die riesige Flut an Informationen, die im Minutentakt vor allem durch das Internet jagt, überfordert viele, bis zwischen wahr und falsch nur noch nach Gefühl unterschieden wird. Die große, offene Frage ist, wie die eigentlich vertrauenswürdigen Institutionen (von Politik, Presse etc.) überhaupt wieder Vertrauen für alle schaffen können, statt einzig auf ihren hohen Status zu verweisen.
Aber dort knirscht es auch. Z.B. Sprachpolizei spielen zu wollen und immer wieder andere Schuldige zu suchen, wie es manche Politikerinnen und Politiker derzeit machen, hilft niemandem weiter, sondern untergräbt das letzte Vertrauen, das noch irgendjemand aufbringen kann. Die Solidargemeinschaft steht auf dem Spiel. Statt zielloser Diskurse und plumper Grabenkämpfe auf irgendwelchen Metaebenen sollten sich die Landes- und Bundesparteien besinnen und sich wieder pragmatischer Realpolitik widmen, sofern sie dazu überhaupt noch in der Lage sind. Kein Wunder, dass Helmut Schmidt wieder zitiert und herbeigewünscht wird, stand er doch für den Politikstil des „Machers“, der nie die Übersicht und – viel wichtiger – die Ruhe verlor. Ein Aussitzen in Kohl-Manier („Wir schaffen das“) reicht dazu nicht aus und macht letztlich alles schlimmer.
Vernünftige Tatkraft ist gefordert, aber die sehe ich in diesem so wichtigen Wahljahr mit Land- und Bundestagswahlen leider bei keiner Partei. Zu groß ist die Angst vor blauen Flecken, die man sich holen könnte – im wahrsten Sinne des Wortes. Da hilft nur eins: sich selber engagieren, ruhig und besonnen bleiben und einen vernünftigen, gemeinschaftlichen Weg finden.