Über Glyphosat wird in der Gesellschaft bereits länger emotional diskutiert. Der Ausschuss für Umwelt und Strukturwandel beschloss in seiner Sitzung am 5. Juni, dass dieses Mittel auf städtischen Flächen künftig nicht mehr eingesetzt wird. Basierend auf einem umfangreichen Antrag der Grünen-Fraktion bereits zur vorherigen Ausschusssitzung wurde nun abschließend über den Umgang mit dem Herbizid diskutiert. Um Landwirten einen Anreiz für die weitere Bewirtschaftung der städtischen Ackerflächen zu geben, hat die FWG als Erweiterungsantrag einen Prüfauftrag an die Verwaltung gestellt, wie hier beispielsweise Vertragsnaturschutz auch als finanzieller Anreiz mit Fördermitteln zu verwirklichen wäre. Die FWG erhofft sich dadurch vielfältigere Arten von Anbautechniken. Dieser Prüfauftrag wurde einstimmig beschlossen.
Die FWG hatte sich bereits im Rahmen mehrerer Fraktionssitzungen mit dem Thema Glyphosat beschäftigt. Dabei stellte sich heraus, dass die wissenschaftliche Grundlage für eine Beurteilung der Gefahr für Mensch und Umwelt unzureichend ist, um hier eine Entscheidung mit Vernunft und Augenmaß treffen zu können. Die öffentliche Diskussion wird höchst emotional geführt. Die Mechanismen, wie Glyphosat in der Umwelt wirkt, sind zu komplex und verschwinden im Grundrauschen anderer, viel gefährlicherer Stoffe.
Dennoch hat die FWG dem Antrag der Grünen entsprochen, nicht um die Verwaltung oder die Pächter städtischer Flächen zu gängeln, sondern um hier ein Zeichen zu setzen und einen Denkanstoß zu geben. Der Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft ist zielgerichtet und wohldosiert. Vielmehr wurde festgestellt, dass wahrscheinlich im Privatbereich die Dunkelziffer des verbotenen Einsatzes recht hoch sei. Hier ist die Verwaltung aufgefordert, die Bürgerinnen und Bürger aktiv aufzuklären.
Die Auswirkungen des Beschlusses bleiben abzuwarten. Tatsächlich betrifft der Beschluss in erster Linie den Bauhof bei der Pflege von Friedhofsflächen und die Landwirte, die Ackerland von der Stadt pachten. Laut einer Stellungnahme müsste die Stadt den Personalbedarf zur Grünpflege wahrscheinlich aufstocken, d. h. mindestens einen weiteren Arbeitsplatz schaffen. Weiterhin bleibt abzuwarten, ob nach dem Auslaufen der Pachtverträge durch das Verbot des Einsatzes von Glyphosat überhaupt Interessenten für neue Verträge gefunden werden können.
(Foto: Volker Gericke)