Am Abend des 9. November 2018 fanden unter dem Titel „Mensch Bedburg“ im Stadtgebiet verschiedene Veranstaltungen zur Erinnerung an die Reichspogrome vom 9. auf den 10. November 1938 statt. Neben der zentralen Veranstaltung in Bedburg fand in Kirchherten eine Veranstaltung zum Gedenken an die Familie Stern statt, nach deren Kindern die Kirchhertener Grundschule benannt ist. Diese jüdische Familie wurde während des Zweiten Weltkriegs deportiert und ermordet.
Nach einer kurzen Messe in der Kirche St. Martinus gingen die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam zur Zaunstraße, Ecke Schulgasse, wo damals das Wohnhaus der Familie Stern stand und sich heute Stolpersteine zur Erinnerung an die ermordeten Familienmitglieder befinden. Danach hielt Ralph Erdenberger in der evangelischen Hauskirche einen sehr interessanten, aber ebenso schockierenden Vortrag zur Geschichte der Familie. Man konnte den Zuschauern ihre Sprachlosigkeit ansehen, als Ralph Erdenberger schilderte, was der Familie Stern bis zur Deportation und danach widerfuhr. Eine ganz normale Familie, völlig in den dörflichen Alltag integriert, wurde aufgrund ihrer Religion aus der Mitte der Gesellschaft gerissen und von Nazi-Anhängern in den Tod geschickt. Nach dem Vortrag fand ein Ausklang mit vielen Gesprächen zwischen den Anwesenden im Gemeindehaus gegenüber der Hauskirche statt.
Angesichts der heutigen Entwicklungen kann man leider nachvollziehen, wie sich eine einst friedliche Gesellschaft aufheizt und sich unterschwellige Wut in Form von Hass und Gewalt Bahn bricht. Welche furchtbaren Folgen dies hat, zeigt das, was der Familie Stern passierte, auf eine sehr eindrückliche und erschreckende Art und Weise. Es muss jedem Menschen ein Anliegen sein, dass sich diese dunkelste Zeit nie wiederholt.
(Fotos: W., S. Merx)