Was die Freie Wählergemeinschaft Bedburg e. V. schon lange ahnte, liegt nun Schwarz auf Weiß vor: Die Landesregierung sieht keine Notwendigkeit für eine Umgehungsstraße für Kirchherten.
Es dürfte bekannt sein, dass bei einem Stau auf der A61 die Lkw den Ort als Umleitung durchfahren und damit vornehmlich den Gottesacker und die Pützer Straße verstopfen. Ein für die Anwohnerinnen und Anwohner unerträgliches Ausmaß ergab sich, als die A44n eröffnet und das Autobahndreieck Jackerath noch nicht fertiggestellt war. Die Verkehrsbelastung stieg merklich an, quasi täglich gab es Staus im Ort. Die FWG hatte diese Situation dazu genutzt, die Stadtverwaltung zu bitten, Verkehrszählungen durchführen zu lassen. Das Verkehrsaufkommen war zwar deutlich erhöht, allerdings nicht so entscheidend hoch, dass Maßnahmen seitens Straßen.NRW ergriffen werden müssten. Nachdem der Ausbau der A 44n nahezu abgeschlossen ist, hat sich die Situation des stark gestiegenen Durchfahrtverkehrs in Kirchherten wieder normalisiert.
Als einzige Fraktion hat die FWG jedoch das Thema von Anfang an realistisch betrachtet und keine falschen Hoffnungen gemacht. So wurde mit der kurzfristigen Anpassung der Parksituation im sehr engen und unübersichtlichen Kurvenbereich des Gottesackers der Verkehrsfluss vor allem für LKW und landwirtschaftliche Gespanne deutlich verbessert. Der Verkehr kann nun fließen, anstatt zum Erliegen zu kommen, sofern niemand die Kurve bewusst blockiert.
Bürgermeister Sascha Solbach und Fachdienstleiter Torsten Stamm hatten vor ein paar Wochen in einer gut besuchten Bürgerversammlung im „Deutschen Haus“ in Kirchherten verschiedene Varianten einer Ortsumgehung für den Ort vorgestellt. Der Landtagsabgeordnete Guido van den Berg hatte daraufhin die Landesregierung NRW im Rahmen einer sogenannten „Kleinen Anfrage“ gefragt, was seitens des Landes in Sachen Verkehrsreduzierung im Bereich der Ortslage Kirchherten möglich sei. In der Antwort der Landesregierung wird deutlich, dass es eine vom Land finanzierte Ortsumgehung Kirchherten in absehbarer Zeit nicht geben wird: „Die Ortsdurchfahrt der L 277 weist mit rd. 1.600 Kfz/24 Std. eine deutlich geringere Verkehrsbelastung als der Durchschnitt der nordrhein-westfälischen Landesstraßen auf. Die im Landesstraßenbedarfsplan enthaltene OU Bedburg-Kirchherten im Zuge der L 279 ist vor dem Hintergrund der niedrigen Verkehrsbelastung in Stufe 2 ausgewiesen. Aufgrund dieser Einstufung ist eine Aufnahme der Planungen nicht absehbar.“ Alle anderen Äußerungen von Kommunalpolitikern der auch im Landtag vertretenen Parteien sind somit haltlos. Eine Umgehungsstraße müsste seitens der Stadt Bedburg selbst finanziert werden. Die Kosten einer solchen Umgehung betragen je nach Ausführung geschätzt über 10 Mio. €. Durch überzogene Investitionen in den letzten Jahren, wie etwa das städtische Wellnessbad, ist allerdings heute für eine Umgehung kein Geld mehr da.
Die „besten Connections“ zur Landesebene, mit denen sich manche Bedburger Lokalpolitiker schmücken, sind damit bloß leere Versprechungen. Die FWG geht den ehrlichen Weg: die oft gesagten drei Worte „Wahrheit, Klarheit, Transparenz“ bedeuten auch, der Realität ins Auge zu sehen und den Bürgerinnen und Bürgern zu sagen, was möglich ist und was nicht. Hier wird die FWG ansetzen und längerfristig das Ziel setzen, eine Umgehungsstraße dennoch realisieren zu können – vermutlich erst nach 2030, wahrscheinlich aber noch später. Hierzu bedarf es jedoch zahlreicher Vorarbeiten. Zu klären ist zuerst, ob die Grundbesitzer überhaupt bereit sind, die erforderlichen Flächen zu veräußern.
Die Verhandlungen zwischen der Stadtverwaltung und Straßen.NRW haben leider auch nicht zu den erhofften Maßnahmen für Kirchherten geführt. So wurde ein Lkw-Durchfahrtverbot erwartungsgemäß abgelehnt. Straßen.NRW argumentiert, dass eine Sperrung der Ortsdurchfahrt Kirchherten für Schwerlastverkehrs (>7,5t) ohne eine Umleitung nicht durchsetzbar sei. Ebenso wurde einer sogenannten Plateauaufpflasterung am Ortseingang aus Richtung Jackerath eine Absage erteilt. Eine Maßnahme zur Reduzierung der Geschwindigkeit im dortigen Bereich wird weiterhin geprüft.
Bis dahin gilt es, die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere für Fußgänger und Fahrradfahrer, durch kleine Schritte zu stärken. Daher spricht sich die FWG für einen Ausbau der Verkehrsberuhigung an der Ortsausfahrt Kirchherten Richtung Jackerath aus, sodass zumindest das Tempo, mit dem manche Fahrzeuge in den Ort hineinpreschen, verringert wird. Uns ist bewusst, dass es bei einer Vollsperrung der A 44n und/oder der A 61 wieder zu einer erhöhten Verkehrsbelastung in Kirchherten kommen wird. Obwohl die offizielle Umgehung nicht durch Kirchherten führt, fahren viele Verkehrsteilnehmer durch unseren Ort. Wir beobachten daher die derzeit ernüchternde Situation weiter und suchen nach einer machbaren und vor allem zeitnahen Lösung. Den Text der Antwort der Landesregierung auf die „Kleine Anfrage“ finden Sie hier.